
Hier kommt Max
In den neunziger Jahren hatte ich einmal eine Kolumne in einem Magazin für GrundschullehrerInnen. Sie hieß „Max in einem Satz“ und ist nur vier oder fünf Mal erschienen, dann hatten die dazu keine Lust mehr. Daraufhin habe ich Max in einer Schublade abgelegt und über die Jahre vergessen.
2008 kam mein Verlag auf die Idee, dass es doch recht schön sei, wenn ich mal ein Kinderbuch schriebe. Ich lehnte das erst einmal ab: zu wenig ernsthaft, interessiert keinen Menschen, keine Lust zu schreiben. Dann fiel mir mein kleiner Max wieder ein. Ich holte die alten Texte aus der Schublade und schlug dem Verlag vor, es mit ihm zu versuchen. Das Konzept der Geschichten sollte genau so sein wie bei der Kolumne: Ein Schulanfänger schreibt seine Memoiren, jede Geschichte besteht nur aus genau einem einzigen, aber endlosen Satz.
So haben wir es dann gemacht. Die alten Texte erwiesen sich dabei übrigens als nicht besonders hilfreich. Irgendwie war die Zeit über sie hinweg gegangen. Ich habe dann ungefähr 25 neue Geschichten geschrieben und wir suchten gemeinsam die besten aus. Der wunderbare Ole Könnecke hat sie hinreißend illustriert und es ist ein wirklich hübsches Kinderbuch geworden. Finden wir und finden vor allem die Kinder.
Nach dem das Buch erschienen war, hat ein Kritiker gemeckert, dass die Art des Erzählens an den kleinen Nick von René Goscinny erinnere. Ja, das ist wahr, aber es ist kaum zu vermeiden, wenn man einen Sechsjährigen zu Wort kommen lässt. Ich finde nicht, dass man nie mehr einen Sechsjährigen erzählen lassen darf, bloß weil dies vor fünfzig Jahren schon einmal jemand gemacht hat. Dann dürfte man auch keine Krimis aus der Sicht von Detektiven mehr erzählen und auch keine Bilder von Pferden mehr malen. Jeder soll bitteschön machen dürfen, wozu er Lust hat und was seinem Publikum gefällt.
Im Übrigen gibt es mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten zwischen Max und Nick. Max erzählt nach wie vor jede Geschichte in nur einem Satz. Er ist auch ein bisschen sattelfester in grammatikalischen Fragen als sein Kollege Nick. Die Fehler, die ihm sein verehrter deutscher Nickübersetzer Hans-Georg Lenzen eingepflanzt hat, macht Max nicht. Absichtlich. Und die Themen haben sich seit 1959 auch ziemlich verändert. Nick ist zudem immer auch ein Erwachsenenbuch gewesen, Max ist hingegen für Kinder gedacht, die ihn zum Glück sehr gerne haben. Die haben sowieso mehr Ahnung von Kinderbüchern als Kinderbuchkritiker, schreiben aber leider nicht für Literaturbeilagen.
Irgendwann bekam das Buch einen neuen orangefarbenen Umschlag. Ursprünglich war er grün, so wie bei der CD. Warum die Farbe geändert wurde, weiß ich nicht. Wahrscheinlich irgendein farbpsychologischer Grund. Oder so.
Auch erhältlich als CD.