
In meinem kleinen Land
Mit dem Erscheinen von „Antonio“ im August 2005 häuften sich die Anfragen für Lesungen. Um alle Wünsche zu befriedigen und auszuprobieren, ob Lesungen sich als sinnvolle Tätigkeit eigneten, plante der Verlag daraufhin eine gigantische Lesereise mit über 100 Auftritten innerhalb von neun Monaten.
Die Reise begann am 12.September 2005 in Düsseldorf und endete am 26. Mai 2006 in Regensburg. Die ganze Zeit über schrieb ich ein Tagebuch, welches meist täglich aktualisiert als Weblog bei www.zeit.de erschien.
Mache ich bestimmt nie wieder. Erstens gab es dafür kein Honorar. Und dann sind Weblogs zweitens unglaublich anstrengend, wenn man seine Arbeit ernst nimmt und nicht nur irgendeinen Befindlichkeitsstuss absondern möchte. Aber immerhin führte der Druck, über jede Stadt etwas halbwegs Originelles zu schreiben dazu, dass ich damals so gut wie jedes Museum, jeden Dom und alle Marktplätze Deutschlands besucht habe. Ich könnte seitdem auch als Hoteltester arbeiten und kann Bahnhöfe mit verbundenen Augen am Geruch erkennen. Ich kenne mich in unserem kleinen Land wirklich ganz gut aus, weiß die Provinz zu schätzen und kann eigentlich über fast jede Ecke sagen, dass ich schon dort war.
Nach dem Ende der Reise entschieden wir, aus dem Weblog ein Buch zu machen, weil wir es schade fanden, die Texte im Internet verschwinden zu lassen. Sie wurden für die Buchfassung allerdings noch einmal stark bearbeitet, denn nicht jeder tagesaktuelle Bezug eines Weblogs hat Monate später noch Relevanz. Auch gefielen mir manche der Texte nicht mehr oder erschienen mir zu kurz.
„In meinem kleinen Land“ stieg sofort nach Erscheinen auf Platz acht der Bestsellerliste ein, was mich extrem überraschte, weil Antonio Marcipane überhaupt keine Rolle darin spielte. Die Texte im Buch bildeten anschließend den Grundstock für das zweite Bühnenprogramm, in dem ich – wenn sie im Buch vorkam – auch den Text über die Stadt vorlas, in der ich gastierte.
Das Coverfoto stammt von Albrecht Fuchs und wurde in der Kölner Bar „Dos Equis“ aufgenommen. Es ist eine historische Aufnahme, denn das „Dos Equis“ gibt es leider inzwischen nicht mehr.
Auch erhältlich als 3fach-CD mit vielen tollen Gastsprechern (siehe CDs).