Kühn hat Ärger

Das zweite Buch über Martin Kühn und das zweite Buch von mir, das bei Piper erschienen ist. Letzteres ist den meisten Leserinnen und Lesern wahrscheinlich egal, aber für mich ist so ein Verlagswechsel natürlich ziemlich aufregend. Egal.
Im zweiten Band gehen die wichtigen Handlungsfäden der ersten Folge natürlich weiter. Das Leben des Martin Kühn war ja am Ende des ersten Roman nicht einfach vorbei, auch wenn es viel Kritik an dessen fieser Schlusspointe gab. Für Alle, die da ganz entrüstet waren: Lebbe geht weider! Kühns Ehe ist immer noch stark eingerostet, bekommt aber unerwartet neuen Schwung. Der Keller ist nach wie vor verseucht, die Nachbarn sind verzweifelt wie eh und je und der Bürostuhl wackelt immer noch. Und während das Leben des Martin Kühn nach seinem Burnout einen Neustart erfährt, verliebt sich ein Junge aus Neuperlach in ein Mädchen aus Grünwald. Mit dieser Romeo-und-Julia-artigen Romanze beginnt das Buch. Vierzig Seiten später ist jemand tot, Martin Kühn muss zu seinem ersten Fall, seit er aus der Reha zurück ist. Und damit beginnt für ihn eine Reise zu einem sehr seltsamen Planeten namens Grünwald.
Wie schon in Teil 1 spielen hier nicht nur Personen ihre Rollen, sondern auch ihre soziale Umgebung. Es treten die Unterschicht, die Mittelschicht und die Oberschicht gegeneinander an. Martin Kühn, mittendrin, fragt sich, wie man sich in dieser Welt überhaupt noch zurecht finden soll, Die Familie van Hauten lädt ihn zum Austerfrühstück ein, Nachbar Rohrschmidt begeht eine Verzweiflungstat, Kollegin Leininger ist viel attraktiver, als Kühn dachte und die Familie Bilal bekommt am Ende auf zynische Weise eine neue Chance.
Sie Süddeutsche Zeitung schrieb dazu: „Jan Weilers Krimi ist genau da angesiedelt, wo sich ein Highsmith-Thriller, eine Chabrol-Verfilmung und eine „Derrick“-Folge überschneiden würden. „Kühn hat Ärger“ ist auch deshalb so ein glänzender Krimi, weil er nicht nur die Exzentrik des Lebens an dessen Rändern in den Blick nimmt, sondern die Mitte selbst, mit anderen Worten: uns.“ Dieses „uns“, die so genannte Mitte der Gesellschaft ist der Star dieser Bücher und es macht mir großen Spaß, ihrem Befinden nachzugehen. Außerdem reizt mich der Temperaturwechsel zwischen dem Humor, der dann und wann im Buch wie im Leben aufblitzt und der Grausamkeit, mit der wir heute ständig konfrontiert werden.
Und bevor jemand fragt: Ja, auch dieses Buch wird verfilmt und ja, es wird einen dritten Band geben. „Weiler hat einen großen Ermittler erschaffen. Einen Kommissar, der in der Weltrangliste literarischer Ermittler ganz oben mithalten kann,“ schrieb die Süddeutsche Zeitung. Und wer wäre ich, diese Figur nach zwei Folgen nicht weiter zu erzählen…?

Auch erhältlich als E-Book und als Komplettlesung auf CD.