
Maria, ihm schmeckt’s nicht!
Kinofilm, 2009
Die Verfilmung meines ersten Buches war ein großes Abenteuer für mich. Natürlich ging das nicht ohne Kompromisse, das muss man lernen und sich damit abfinden. Oder man vergibt die Filmrechte nicht. Wenn man das macht, begibt man sich auf eine lange Reise, bei der viele mitfahren: Produzenten, Verleiher, TV-Redakteure, Regisseure, Hauptdarsteller. Man selbst ist dann nicht mehr Urheber, also Gott, sondern eben ein kleiner Teil eines großen Teams.
Das Drehbuch habe ich mit Daniel Speck geschrieben, der mir über die Zusammenarbeit ein Freund fürs Leben geworden ist. Ich bin Jakob Claussen sehr dankbar dafür, dass er mir Daniel vorgestellt hat.
Die Besetzung des Antonio Marcipane war eine sehr mühevolle Angelegenheit. Am Ende konnten wir Lino Banfi dafür gewinnen, der in Italien ein absoluter Superstar ist. Er war wirklich sehr nett, spricht allerdings kein Wort deutsch, sodass ihm sein Text in einer Art Lautschrift vorgehalten wurde, wenn die Kamera lief. Ich finde, man merkt das überhaupt nicht.
Die andere Hauptrolle spielte Christian Ulmen, den ich mir seit der ersten Drehbuchfassung als wünschte. Ich habe mich unheimlich gefreut, als er zusagte und ich finde ihn großartig in diesem Film. Als dieser fertig war, fand ich ihn erst nur so mittelgut. Mir erschienen die Italiener in dem Film zu klischeehaft dargestellt. Auf mich wirkten sie wie ein unkultiviertes Naturvolk. Aber die Regisseurin Neele Vollmar lag mit dieser Inszenierung wohl richtig, denn in Italien ist der Film ziemlich populär, er wird regelmäßig im Fernsehen gesendet und die Leute mögen die etwas überdramatisierte Darstellung der Italiener.
In Italien hat der Film übrigens einen anderen Titel. Er heißt dort „Indovina chi sposa mia figlia!“, also „Ratet mal, wer meine Tochter heiratet“. Da verschiebt sich der Fokus deutlich vom Erzähler Jan zum Schwiegervater Antonio. Er wird entschieden zur Hauptfigur und die ganze Geschichte erzählt damit mehr von seinem Verhältnis zu dem komischen Deutschen als vom Verhältnis des Deutschen zu dem komischen Italiener.
Inzwischen habe mit diesem Film Frieden geschlossen. Ich denke, dass Neele ihre Sache ziemlich gut gemacht hat und im Vergleich zu anderen Verfilmungen meiner Stoffe blieb dieser hier am Ende doch recht nahe am Buch. Auch wenn ich das damals nicht fand. Auf jeden Fall war der Film dann sehr erfolgreich und hatte mehr als 1,3 Millionen Zuschauer im Kino. Ich werde jedes Mal auf ihn angesprochen, wenn er im Fernsehen läuft. Und: Es gibt gar nicht so wenig Leute, die den Film gesehen und erst danach das Buch gelesen haben
Drei kleine Fun Facts: Der Film lief ein Jahr nach dem Kinostart unter dem etwas blöden Titel „Wedding Fever In Campobello“ im Wettbewerb des 13. Internationalen Filmfestivals Shanghai. Dabei gewann Christian den Goldenen Pokal für den besten Schauspieler des Festivals. Ich weiß aber nicht, ob er ihn dort auch entgegen genommen hat.
Und: Für den Abspann wünschte ich mir eine frische Version des Liedes „Una festa sui prati“ von Adriano Celentano. Wir fragten die Sportfreunde Stiller, ob sie das aufnehmen würden und sie sagten zu. Wir haben aber die Rechte nicht erhalten, weil Adriano Celentano keinen Bock darauf hatte. Er kannte die Interpretation von „Azzuro“ von den Toten Hosen und wollte auf keinen Fall, dass noch eine deutsche Krawalltruppe eines seiner Lieder verunstaltete (dabei ist Azzuro gar nicht von ihm, er hat bloß die Originalfassung gesungen). Jedenfalls lehnte er ab und die Sportis haben dann eben einen Song von sich auf italienisch gesungen: „Ein Kompliment“ oder eben „un complemento“.
Und: Am Ende habe ich eine kleine Szene als Standesbeamter. Ich trage eine Perücke, die furchtbar gejuckt hat. Aber davon merkt das Publikum nichts! Ich habe es glänzend überspielt!
Trailer

Stab
Regie: Neele Vollmar
Drehbuch: Daniel Speck, Jan Weiler
Produktion: Jakob Claussen, Cristiano Bortone, Uli Putz
Musik: Niki Reiser
Kamera: Torsten Breuer
Schnitt: Bernd Schlegel
Besetzung
Christian Ulmen: Jan
Lino Banfi: Antonio
Leonardo Nigro: Antonio (jung)
Mina Tander: Sara
Maren Kroymann: Ursula
Marleen Lohse: Ursula (jung)
Gundi Ellert: Gisela
Peter Prager: Eberhard
Sergio Rubini: Egidio
Ludovica Modugno: Maria
Massimo Sarchielli: Benito Carducci
Jürgen Rißmann: Herr Oberwald
Martin Horn: Herr Schulz